Freitag, 31. Dezember 2010

28.12.2010 Begegnung mit dem Anti-Monsun

Wie immer ist um 6.00 Uhr die Nacht vorbei. Mittlerweile entwickelt sich ein gewisser Teamgeist in der Gruppe, was das Auf- und Abbauen des Rotels angeht. Möglicherweise mag es aber auch daran liegen, dass Ulli in gewohnter Manier dafür sorgt, dass notfalls Polizeisperren errichtet werden, um die halbe Million Inder, die staunend um uns herum stehen, nicht zu gefährden. Oder auch anders herum. Pünktlich um 8.00 Uhr verlassen wir dann die Hotelanlage, allerdings reißt "Schorsch", der urbayerische Rotel-Busfahrer, dabei fast die gesamte Weihnachtsbeleutchtung des Hotels mit ab.
Der Tag führt uns nun nach Madurei, die Perle des Südens. Die 2500 Jahre alte Stadt gehört mit ihren 1,2 Mio. Einwohnern somit zu den kleineren Städten. Allerdings findet man hier die großartigste und beeindruckendste Tempelanlage Südindiens, die mit ihren 33 Millionen Götterfiguren und Dämonen einem schier den Atem raubt.
Nun gibt es jedoch nur eine Möglichkeit den Sundareshwara Menakshi Tempel zu erreichen: mit einer motorisierten Rikscha. Klingt jetzt nicht so spektakulär, kann sich aber tatsächlich schnell zu einem Himmelfahrtskommando entwickeln. Nicht nur, dass Verkehrsregeln in Indien praktisch keinerlei Bedeutung haben und Ampeln lediglich als Deko fungieren, sondern es setzte sogar noch der Anti-Monsun-Regen ein. Über 30 Grad im Schatten und dennoch erschien es, als öffnete der Himmel all seine Schleusen, die sich direkt über einer kleinen Rikscha ergossen.  
Shiva sei Dank kamen wir dennoch ohne größere Verluste bei der monumentalen Tempelanlage an. Und wie üblich mussten wir alle unsere Schuhe bei dem Schuhwächter abgeben, denn keine hinduistische Heiligenstätte darf mit Schuhen betreten werden. Müll kann man ruhig hinwerfen, aber dieses dann bitte nur barfuß. Im Tempel bot sich uns dann das schon vertraute Bild wieder dar: unzählige, wild schwatzende Inder und Inderinnen halten Kaffeeklatsch vor bunt bemalten Figuren, während sich Massen von Menschenansammlungen vor den echten Tempelelefanten oder auch mal Kühen oder ZIegen zusammen scharen.
Für einen Inder hört das Leben nach dem Tod nicht auf, sondern er geht dann lediglich in eine andere Lebensform über, welche jedoch stark abhängig von dem vorangegangenen Leben ist. Bedeutet: hast du in deiner jetzigen Daseinsform beispielsweise Süßigkeiten geklaut, so wirst du als Hund wiedergeboren werden. Vielleicht sollten auch wir unser Strafgesetzbuch echt mal überdenken ...!
Der Tag endete in einem phänomenalen Buffet, welches in einem schon beinahe als fast luxuriös zu bezeichnenden Hotel stattfand. Man wohnt sich ja so langsam hoch - selbst bei Rotel - allerdings nur, was das Duschen angeht. Geschlafen wird natürlich in einer Rotelkabine, die der Größe eines Sarges in nichts nachsteht. Gute Nacht! Egal wie!!

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