Neujahrsmorgen. Kein Grund, das Frühstück später als auf 7.00 Uhr - wie jeden Tag - festzulegen.
Heute besichtigen wir Cochin, eine Hafenstadt, deren ganze kulturelle Vielfalt sich auf engem Raum darstellt. Mit einem kleinen rostigen Schiff setzen wir über in Richtung Hafen. Dabei müssen wir alberne Schwimmwesten tragen, was jedoch nur für uns, aber nicht für Inder gilt: Sollte ein Einheimischer untergehen, so fällt das bei dieser Bevölkerungsdichte nicht sonderlich auf. Tatsächlich werden wir auch noch von der Wasserpolizei kontrolliert, die sich seelenruhig in einem Hyazinthenteppich auf dem Wasser in einem motorisierten Dingi versteckt, um dann plötzlich wie aus dem Nichts zuzuschlagen!
Im Hafen erwarten uns unzählige Verkaufsstände, die größtenteils natürlich fangfrischen Fisch in allen Variationen anbieten. Allerdings muss man das Wort "fangfrisch" in Indien wörtlich nehmen: Fast alle Fische lebten noch auf den Verkaufstresen und wurden nur immer wieder in ihre Darbietungsposition zurückgerückt, bis sie irgendwann verendeten. Auch eine Art der Tierquälerei. Sehr interessant anzusehen waren jedoch die riesigen, chinesischen Auslegernetze, die wie vor tausend Jahren mit Gegengewichten von kleinen, schmächtigen Indern aus dem Wasser gehieft wurden. Deren Ausbeute war justament ein einziger mikriger Fisch, der sogleich von einem schwarzen Rabenvogel geklaut wurde!
Was uns jedoch am meisten faszinierte, ist jedes Mal wieder diese herzliche Art der Inder, die sich stets darüber freuen, wenn sie fotografiert werden. Ungewöhnlich erschien uns nur ihre lustige Gegenreaktion: sogleich wurden WIR vor deren Kameras gezogen, damit sie uns mit samt ihrer Familie ebenfalls fotografieren konnten. Offensichtlich hielten sie uns für Außerirdische oder sie hatten noch nie gesehen, wie 29 Durchgeknallte in einem roten Bus durch die indische Pampa reisen. Rein geruchlich gesehen, würde ich mal sagen, passt sich diese Gurkentruppe langsam indischen Verhältnissen an .... !
Lieber Simi, lieber Joni, an dieser Stelle sei mal kurz bemerkt, dass wir natürlich bereits sehr viel Armut auf unserer selbst keinesfalls luxuriösen Reiseart erlebt haben. Die Slums und Lebensverhältnisse erscheinen uns Europäern teilweise als unvorstellbar, wie dort Menschen überhaupt existieren können. Und dennoch begegnen uns alle Inder so unvoreingenommen und freundlich und bedanken sich ohne jegliche Berührungsangst sogar per Handschlag einzig für ein ihnen entgegengebrachtes Lächeln. Allerorten wird uns ein helles "Happy New Year" entgegengerufen und zwar von Menschen, die selbst beinahe nichts haben. Diese Reise und die herzliche Lebensart der Südinder lehrte uns eines ganz besonders: es braucht längst nicht so ein Übermaß an materiellen Dingen, um glücklich sein zu können im Leben!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen