Das Hotelbett lädt verlockend zum Ausschlafen ein, doch vermutlich würde weder Helmut, unser Sklaventreiber, noch Schorsch, der stets unter Zeitdruck stehende Rotelbusfahrer, uns dafür das geringste Maß an Verständnis entgegenbringen.
"The same procedure as every day ..." und somit sitzen wir brav um 7.00 Uhr bei dem spartanischen Rotelfrühstück, welches irgendwie täglich mikriger ausfällt. In Anbetracht der ärmlichen Inder um uns herum wagt jedoch keiner der langsam verlotternden Gruppe, darüber eine Silbe zu verlieren. Schließlich hatten wir ja auch keinen Gourmetausflug gebucht!
Rotel zugeklappt, womit sich das tägliche Bettenmachen immerhin erübrigt, allerdings muss nun noch der riesige Anhänger mit 15 langsam welkenden Männern zur Zugmaschine geschoben werden. Dieses stellt nicht nur ein sportliches Event dar, sondern verlangt auch noch einen selbstlosen Teamgeist und Geschicklichkeit bevor die Sonne eigentlich so richtig aufgegangen ist.
Der heutige Trip führt uns zu einer der bedeutensten Pilgerstätten des Jainismus, deren Anhänger (im Gegensatz zu uns ...) ganz besonders reinliche Menschen sind, die weder tierische Produkte essen noch einem Tier irgendein Leid zufügen dürfen. Dieses gilt doch tatsächlich auch für Moskitos! Wir hauen dafür jede scheiß Mücke aus dem Leben raus!
Mit den letzten Reserven schleppen wir uns ein paar Stunden später den sogenannten Felsenberg hinauf, deren Aufstieg aus 600 absolut nicht der europäischen Norm entsprechenden und wohl einfach lustig in den Felsen gehauenen Stufen besteht. Dort oben erwartet uns der uralte Gomateshwara-Tempel mit der 18 Meter hohen Steinstatue eines nackten Gottes in Menschengestalt. Er hatte auch kein Feigenblatt an bekannter Stelle, was augenscheinlich sämtliche Frauen der unmittelbaren Umgebung erfreute. Kurzum: eine lohnenswerte Anstrengung!
Nachmittags ließen sich dann doch noch zu aller Überraschung zwei steinalte Tempel auftreiben, die wir allen Erntes noch nicht niedergetrampelt hatten! Die Freude hielt sich schlapp an der Oberfläche. Einzig die bunte Schulklassenkinderschar, die ebenfalls mit ihren Lehrern sich der Landeskultur stellen mussten, erfreute unsere Gemüter. Teilweise empfanden wir die indischen Vorträge der Pauker echt interessanter als das, was Asket Helmut sich da in den Bart brabbelte. Verstehen konnten wir eh beides nicht.
Die Kinder allerdings scharten sich sogleich um uns, wollten fotografiert werden, unsere Namen erfahren, woher wir kommen, um darauf in ein helles Gelächter auszubrechen und uns die Hände zu schütteln. Das kann zu einer echten Aufgabe werden bei den gefühlten Millionen Kiddis auf einen Haufen.
Abends erreichen wir wieder irgend so ein Hotel. Der Überblick über gebuchte Zimmernummern und Duschen entgleitet den ersten Roteliannerinnen bereits. So entkleidet sich unsere russische Mitreisende Marina vollkommen entspannt im "Damenzimmer" und wundert sich aber darüber, dass noch Klopapier auf der Rolle hängt und sogar die kleinen Seifenpröbchen noch nicht wie üblich geklaut sind. Vorsichtig überprüft sie mit halb hochgezogener Hose nochmals die Zimmertür, um entsetzt das deutsche Wort "Herren" auf dem alltäglichen gelben Post-it Klebezettel zu lesen.
Den schönsten Abschluss des Tages bietet uns jedoch einfach ein riesengroßer Baum. An ihm hängen nämlich unzählige eigenartige Tiere, die wie überdimensionale Fledermäuse aussehen: Fliegende Hunde! Laut quietschend schwärmen Hunderte von ihnen in die sternenklare, (und extra für unsere deutschen Mitleser) lauwarme Nacht.
Ein unvergesslicher Anblick.
Hallo Indien, hier meldet sich die kalte Heimat! Obwohl hier schon viele Schneemassen weggeregnet sind, gibt es z.Zt. noch genug Glatteisflächen, um sich die Knochen hzu brechen.
AntwortenLöschenBis ihr zurückkehrt, sind die hoffentlcih auch weg, so dass der Temperatunterschied nicht ganz soi krass wird. Ansonsten wird Deutschland gewöhnungsbedürftig. Wahrscheinlich kommt ihr
hier beide als Hungerkünstler mit einen Euro Verflegungsgeld pro Tag aus. Klasse, dass ihr auch wieder Fotos eingestellt hat!
Weiterhin viele wundervolle Erlebnisse wünscht euch Günter